...aus Glas und Gold und Stein...

Vortrag vom 30. Juni 2010 im Schleswig-Holstein-Haus / Referent: Dr. Jürgen Lewerenz

 

„Waldglas in Mecklenburg- Geschichte und Geschichten zwischen Natur und Industrialisierung“

 

Musik von Cassandra Stehen: Der Titel heißt „STADT“ und er gehört im Moment zu meinen Lieblingstiteln

 

Ich bau' ne Stadt für dich

Aus Glas und Gold und Stein

Und jede Straße, die hinausführt

führt auch wieder rein

ich bau' ne Stadt für dich

und für mich

 

„Aus Glas und Gold und Stein“

 

Glas ist Stein

Glas ist durchsichtiger Stein

Gold in Glas ergibt rubinrotes Glas

Glas führt uns hinaus und es führt uns hinein

Glas macht die Stadt durchsichtig und hell

Ohne Glas würden wir wohl oft im Dunkeln stehen

 

Das klingt alles nach Belehrung, aber keine Angst, ich will Sie heute Abend nicht belehren. Das würde auch der Klöndör wohl nicht entsprechen. Klönen steht mehr für „sich unterhalten“, für „miteinander reden“ auch für Geschichten erzählen und das will ich heute dann versuchen.

 

Wer ist der, der hier vorne steht:

Jürgen Lewerenz hat in grauer Vorzeit Geschichte studiert, kannte bis vor 10 Jahren aber nicht mal den Begriff „Waldglas“. Ein Laie also, den Siegfried Bondzio dann überredet hat, das Waldglasmuseum in Langen Brütz mit aufzubauen. Seit dieser Zeit lässt mich das Thema nicht mehr los, das Museum nicht mehr los und ich gebe zu dass ich manchmal schon daran denke, was alles noch zu machen ist, wenn ich mein Geld nicht mehr mit etwas ganz anderem verdienen muss.

 

Was habe ich heute vor?

Ich möchte Ihnen Glas, nicht streng wissenschaftlich, sondern auch ein bisschen unterhaltsam, etwas näher bringen.

Mehr als etwas ist in anderthalb Stunden wohl auch nicht möglich.

Ich möchte Ihnen die für die meisten Menschen abartige These etwas näher bringen, die da heißt: „Mecklenburg war vor 350 Jahren eines der großen Glaszentren Deutschlands.“

 

Und, ich möchte auch ein bisschen Werbung machen für einen kleinen Verein und ein kleines Museum in Langen Brütz, wo man dazu noch viel mehr erfahren kann.

 

Aber vorher noch einmal zurück zum Glas ganz allgemein.

Dinge, die alltäglich sind, bemerkt man erst, wenn sie nicht mehr da sind. So ist das wohl auch mit dem Glas, das mittlerweile auch schon so um die 4500 Jahre alt ist.

Und wie Glas erfunden wurde, dazu gibt es wohl eher Geschichten als Geschichte:

Der römische Historiker und Chronist Plinius der Ältere berichtet über die Erfindung des Glases und fügt dabei an, dass er selbst Augenzeuge der Entdeckung war:

„Ein Teil Syriens, das sogenannte Phönizien, grenzt an das benachbarte Judäa. Hier entspringt das Flüsschen Belus. Sein Wasser ist ungenießbar. ... An der Küste wurde einst ein Handelsschiff getrieben, das Soda geladen hatte. Die Händler wollten sich eine Mahlzeit zubereiten. Sie holten einige Sodaschollen von Bord und zündeten damit ein Feuer an. Plötzlich ran aus diesem Feuer in vielen kleinen Bächen eine flüssige Masse. So wurde Glas entdeckt.“

 

Ein anderer Chronist- Flavius Josephus beansprucht die Erfindung des Glases für die jüdische Bevölkerung des Alten Orients im Zusammenhang mit einem großen Waldbrand auf sandigem Boden und der vielen Asche, die dabei entstand.

Beide Geschichten haben etwas an Wahrheit und an Märchen.

 

Das Märchen: Im Freien Temperaturen zu erzeugen, wie wir sie zur Glasschmelze brauchen (ca. 1200 Grad) geht schon gar nicht mit dem dürftigen Brennmaterial des alten Orients.

 

 

Die Wahrheit: Beide beziehen sich auf Stoffe, die wir heute als Flussmittel bezeichnen. Stoffe wie Asche und Soda, mit denen man die Schmelztemperatur des feinen Wüstensandes um fast 1/3 senken konnte.

Keine Geschichte ist die Abstammung des Wortes Glas. Die vielfachen Versuche einer Erklärung der Abstammung des Wortes haben nichts Genaues ergeben. Lediglich das Altsächsische „glisnian“ im Sinne von glänzen, könnte für Glas stehen.

 

Was bleibt, sind die Ersten Glasfunde ca. 3500 Jahre vor der Zeitenwende im Orient und in Ägypten und der Streit dieser beiden Regionen, wo den wohl das Glas erfunden wurde. Der Streit ist mir aber eigentlich egal.

 

Fast 6000 Jahre später (1926) schreibt ein gewisser C.J. Stahl (ein Ingenieur) ein kleines Büchlein von ca. 80 Seiten mit dem Titel „Vom Sandkorn zum Kristallgefäß“.

 

Und damit will ich noch einmal darauf hinweisen, wie alltäglich Glas mittlerweile geworden ist und was passiert, wenn es verschwindet:

 

Ich zitiere und das dauert etwas länger, weil: Das kann man nicht kürzen!!

Im Kampf um den Fortbestand des Menschengeschlechtes fällt einzelnen Stoffen aus dem Schoße der Natur von jeher eine besondere Bedeutung zu, ohne dass wir uns dessen eigentlich so recht bewusst wären, weil wir mit diesen Stoffen allmählich und in so ausgedehntem Maße vertraut wurden, dass wir die Fülle und Wichtigkeit ihrer Dienste nicht mehr so recht überblicken können. Eine bedeutende Rolle spielt unter diesen Stoffen das Glas.

 

Wo ständen wir mit unserer Kultur und unserem Wohlbefinden, wenn wir kein Glas hätten!? Mit einem Schlag fiele unser Dasein zurück in Schatten und Dunkelheit- aufzufassen im eigentlichen wie im übertragenden Sinne- ja, ohne Glas wären wir vielleicht überhaupt nicht auf die Stufe der Entwicklung gekommen, auf der wir heute stehen. Wohl haben sich die Menschen, die Stein –und Eisenwaffe in der Hand, gegen Angriffe der Artgenossen und anderer Lebewesen gewehrt. Ganz wertlos ist diese Waffe aber im Vernichtungskampf, den die Menschheit mit einem viel stärkeren und unsichtbaren Feind, den Bakterien und den Mikroorganismen, zu führen hat. Die Hauptkampfwaffe ist da doch das Glas, mit dem wir sie entdeckten, mit dem wir sie beobachten und mit dem wir wirksamen Abwehrmitteln auf die Spur kommen.

 

Das Glas schützt uns vor den Unbilden der Witterung und lässt doch zugleich Licht und Sonne die Bahn frei. Aus gläsernen Gefäßen trinken wir, der Durstige seinen Labetrank, der Kranke die bittere Arznei, der Fröhliche den perlenden Wein und den Champagner. In Glas gefasst bergen wir Speisen und Getränke auf lange Zeit. Glasmasse wandeln wir zu hervorragenden Kunstgebilden. Überall begegnen wir dem Glas in anderer Gestalt: Kristall in den Zierschränken, Spiegel an den Wänden, Beleuchtungskörper (sprich Glühlampen, die gerade in einer Umfrage in Deutschland als wichtigste Erfindung genannt wurden und die ohne Glas nicht möglich gewesen wären d.A.), Glaseinlagen an Möbeln, Kunstverglasungen an Türen und Fenstern, ganze Geschäftshausfronten aus Glas, Glaspaläste, Auto an Auto mit gläsernen Fenstern und gläserner Schutzwand, Straßenbahnen, Eisenbahnen, Kuppeln mit herrlicher Wölbung, gotische, farbenprächtige Kirchenfenster mit herrlichen Malereien.

 

Glas, Stein und Eisen sind neben dem Holz die meist genützten Werkstoffe unseres Zeitalters und der vielseitigste ist- das Glas, trotzdem es erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit in vollem Umfang auf dem Plan erschienen ist. Man kann sagen, dass sich die Glastechnik der neuesten Zeit mit einer Schnelligkeit und in einem Maße entwickelt hat, die man anderweitig kaum erkennt.

 

Wir haben Glasmassen als Werkstoff an Stelle von Stein, Eisen und Holz in einer Form und in einer Ausdehnung, die der Allgemeinheit eigentlich nur wenig bekannt sind. Dass wir Mauersteine und Dachziegel aus Glasmasse anfertigen, kann wohl dem, der offenen Auges um sich zu blicken gewohnt ist, kaum entgehen. Dass aber „im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten“ schwere Eisenbahnzüge über die mit gläsernen Schwellen unterlegten Schienen rollen, dass man neuerdings sogar die schweren Mühlsteine aus Glasmasse anfertigt, dass man schwere Maschinenteile aus gehärteter Glasmasse statt aus Eisen gießt, dass man große Behälter, Badewannen, Wassertröge und dgl. aus Glas anfertigt, ist wohl nur dem bekannt, der durch einen Zufall Derartiges selber zu sehen bekam. Welch weites Gebiet der Nutzbarkeit der Glasmasse liegt doch zwischen dem gläsernen Stecknadelkopf und dem Mühlstein aus Glas!

 

Leisten Glas und Glasmasse dem werktätigen Leben, der Industrie und Technik, in schrankenloser Ausdehnung ihre Dienste, so trifft dies in weit höherem Grade bei Kunst und Wissenschaft zu. Beide könnten unmöglich auf ihrer derzeitigen Höhe sein, wenn wir das Glas nicht hätten. Man kann sich eigentlich die Arbeiten der Physiker und Chemiker ohne seine Instrumente aus Glas nicht denken. Die Dienste, die das Glas der Wissenschaft leistet, sind so hervorragend, dass ohne sie unser Wissen geradezu klägliches Stückwerk sein müsste. Wie wäre es uns ohne das Glas, ohne die optische Linse, überhaupt möglich, in die dem bloßen Auge verborgenen Vorgänge des Daseins um uns einzudringen? Wer oder was, wenn nicht die Glaslinse, könnte dem Forscher Geheimnisse erschließen, zu deren Klärung die Sehkraft des schärfsten Auges nicht im Entferntesten ausreicht? Das Wort Mikroskop sagt hier alles. Und die Glaslinse im Fernrohr bahnt uns den Weg hinauf zu den Gestirnen, deren Lauf wir folgen, bahnt uns den Weg in ferne Welten.

 

Mit der Glaslinse als photographisches Objektiv bannen wir den flüchtigen Moment auf die lichtempfindliche Glasplatte oder auf das rasende Filmband, und dank der Kraft der Glaslinse entstehen diese Bilder in vielfacher Vergrößerung im Lichtbild oder im Filmhaus wieder lebendig vor unseren Augen. Und wenn das schwache Auge Mühe hat, Schritt und Druck zu entziffern, wenn die Sehkraft nicht mehr ausreicht, dann begrüßen wir mit Freuden die Wohltaten des feingeschliffenen und in feinsten Abstufungen gelieferten Glases. Wir saugen Licht und Glanz aus dem Äther durch das Glas, wir halten aber auch wieder atmosphärische Einflüsse durch das Glas uns fern. Unser Dasein bewegt sich so unter den Segnungen des Glases, dass wir ohne sie vielfach bar der köstlichen Genüsse wären. Nicht grundlos hat danach das Empfinden der Volksseele das Glas in eine Parallele gerückt mit dem, was wir als das Wünschenswerteste, als das Endziel unsres Daseins zu erlangen trachten: mit dem Glück. Glück und Glas......

 

Sie kennen diesen Spruch!!

 

Muss dem etwas angemerkt werden???

Grundsätzlich wohl nicht, auch wenn die Kunststoffindustrie (z.B. bei Brillen) manches verändert hat.

 

Oder vielleicht doch, weil die Rohstoffe für Kunststoffe (vor allem Erdöl) wohl eher vergänglich und damit zunehmend teurer sind, als die Rohstoffe Quarzsand, Soda und Kalk für Glas.

 

Aber, der Vollständigkeit halber angeführt und in Ergänzung des ersten Satzes mit dem „Kampf um den Fortbestand des Menschengeschlechts“. Glas ist auch wie alle anderen Stoffe im Kampf gegen den Fortbestand des Menschengeschlechts eingesetzt worden.

 

Wenn sie mal das Stichwort „Glasmine 43“ in eine Suchmaschine eingeben, können sie das nach verfolgen. Und das nicht nur, weil Metall knapp wurde, sondern auch deshalb, weil man Glas mit Röntgenstrahlen im menschlichen Körper nicht sichtbar machen kann. Und Glashandgranaten gab es nicht nur im 20. Jahrhundert, es gab sie auch schon zu Waldglaszeiten.

 

Als Stahl diese Ode an das Glas schrieb, hatte die allerletzte Glashütte in Mecklenburg- die Glashütte in Altschwerin- gerade dicht gemacht und damit war die Glasgeschichte in Mecklenburg nach ca. 300 Jahren vorbei. Handwerkliche Massenproduktion wurde durch industrielle Massenproduktion abgelöst und bei der industriellen Massenproduktion spielen andere Standortfaktoren eine Rolle.

 

Dem könnte ich dann noch anfügen:

Waldglas kam wegen der Natur nach Mecklenburg, es ging u.a. dann auch wegen der fehlenden Natur weg aus Mecklenburg und geblieben ist vom Waldglas auch nur Natur.

 

Über diesen pseudophilosophischen Satz könnten wir dann jetzt eine Stunde klönen und dann wäre ich mit meinem Vortrag am Ende.

 

Das mache ich natürlich nicht und deshalb noch mal zurück zum Ursprung:

Die ersten tatsächlich nachweißbare Spuren von Glas stammen aus Ägypten mit Glasglasur aus Keramikgefäßen und Glasperlen.

 

Das älteste Glasrezept stammt aus dem 7. Jahrhundert vor der Zeitenwende, aufgeschrieben in Keilschrift: „Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Asche aus Meerespflanzen, 5 Teile Kreide- und du erhälst Glas.“

 

Erst war es die Fadentechnik zur Herstellung des Glases im wahrsten Sinne des Wortes und vor 2000 Jahren wurde dann die Glasmacherpfeife erfunden, die dann wiederum fast 2000 Jahre die Herstellungstechnologie bestimmte.

 

Eine besondere Geschichte gibt es zum Wert von Glas in der Antike auch aus dem alten Rom, wo Prunk und Unterhaltung zumindest im Zentrum Roms ja nicht ungewöhnlich war. Die tatsächlich existierende Vase mit dem Namen Murhina soll bei einer Auktion für 270 Silbertalente – das entspricht ca. 7 Tonnen Silber- an Senator Aponius Saturnius gegangen sein und das deshalb, weil er bei dem Gebot einschlief, sein Kopf nach vorn fiel und das als Zustimmung für das Gebot genommen wurde.

 

Mesopotamien, Ägypten, Rom, Venedig mit der berühmten Insel Murano, Österreich, Köln, Hessen, Schleswig Holstein waren einige Stationen auf der Wanderung der Glaser oder das Glases nach Norden.

 

Über die frühen Zeiten der Glasherstellung und die ersten Glashütten zur Römerzeit in Köln gibt es einen sehr interessanten Roman. Ein Sohn christlicher Eltern, der nichts davon weiß, aber nach dem gewaltsamen Tod des Vaters, der zu den berühmtesten Glasmachern jenseits des Mittelmeeres gehörte, nach Köln flieht, baut dort den ersten Betrieb zur Glasherstellung auf. Ein politisches und ökonomisches Abbild der Zeit- sehr spannend gezeichnet.

 

Und natürlich ist die veneziansiche Insel Murano und damit das berühmte Murano Glas nicht nur Glasexperten bekannt. Weniger bekannt sind aber wahrscheinlich die Geschichten um die Erhaltung des Glasmonopols von Murano.

 

Im Jahr 1291 beschloß der Große Rat von Venedig: „Alle Glashütten sollen sofort auf die nahe Insel Murano umgesiedelt werden.“ Angeblich wegen der Feuerbrünste, die der Stadt durch die Glashütten drohten. Der wahre Grund war aber ein anderer. Nämlich die Wahrung des Geheimnisses der Herstellung des kostbaren Produkts und die Verhinderung der Flucht von Glasmachern.

Denn der Rat verkündete auch:

„Wenn ein Muraner Glasmeister flüchtet, müssen die Boten ihn finden und im Namen der Republik auffordern, zurückzukehren. Gehorcht der Glasmacher nicht, lässt die Polizei seine Familie verhaften. Falls der Glasmacher auch daraufhin nicht zurückkehrt, lässt man ihn durch Rächer verfolgen, die den Verräter töten sollen.“

 

Um diesen Erlass gibt es viele Geschichten von Verfolgung und Tötung. Im 17. Jahrhundert hat z.B. der Generalkontrolleur Ludwig XIV., Monsieur Colbert den französischen Gesandten in Venedig beauftragt, Glasmacher für die Pariser Glasmanufaktur Saint Gobain abzuwerben. Da dieser als Fremder keinen Zugang nach Murano hatte, bestach er einen Krämer mit 500 Pfund für jeden gewonnenen Glasmacher. Das gelang dann auch und in zwei Etappen verschwanden 8 Meister.

 

Murano in Panik!!!

 

Aber den französischen König der Wirtschaftsspionage bezichtigen??

 

Es dauerte lange bis das Versteck gefunden war. Der Gesandte des Rates konnte weder mit Bitten noch mit Drohungen die Glasmacher zur Rückkehr überreden.

 

Also traten die Rächer in Aktion, obwohl das jetzt eigentlich überflüssig war, denn das Geheimnis war gebrochen. Aber die Abschreckung sollte weiteren Schaden verhindern.

 

1667 stirbt einer der kunstfertigsten venezianischen Meister an Vergiftung und 3 Wochen später schicken die Glasmacher an Minister Colbert diesen Brief: „Irgendwo unter uns sind Rächer, die uns ermorden, wenn wir nicht zurückkehren. Erlauben sie uns, das nackte Leben zu retten.“

 

Geschichte und Geschichten um das Glas.

Schwarzwald, Riesengebirge, Hessen und Schleswig- Holstein waren einige Stationen des Waldglases nach Mecklenburg und von Mecklenburg ging die Wanderung weiter nach Brandenburg, nach Skandinavien und nach Polen bzw. in Baltikum.

 

Gewandert ist aber nicht das Glas, sondern gewandert sind die Glasmacher und gewandert sind sie wegen der Rohstoffe, insbesondere wegen Holz.

 

Es gibt ein großes Glassippenbuch aus Hessen mit dem man sehr schön verfolgen kann, wie die Glasmacher wanderten, wie sie miteinander

 

versippt und verschwägert waren und immer wieder tauchen die gleichen Namen in ganz Deutschland auf: Gundlach und Kunckel gehören wohl zu den am meisten verbreiteten und die gab es hier auch in Mecklenburg. Ich glaube zu Gundlach sind es in dem Glassippenbuch ungefähr 230 Eintragungen.

 

Hier kann man auch sehr schön erkennen, wie die Glassippen verschwägert und versippt waren. „Das Geheimnis bleibt dann sozusagen in der Familie.“

 

Im Zusammenhang mit Gundlach und den Familienakten der Gundlachs gibt es auch einen sehr schönen überlieferten Brauch - Das so genannte Dingelbier

 

Ich darf noch einmal zitieren:

„Zu Pfingsten wird nämlich das so genannte Dingelbier gegeben. Hierzu versammelt sich das gesamte Personal einer Glashütte in der Wohnung des Vizemeisters, der den Hüttenkrug hält, zum gemeinsamen Trunk. Kündigt nun der Vizemeister einem der erscheinenden Gesellen an, er habe zu dem Dingelbier nicht mitzutrinken, so gilt die Verwehrung des gemeinsamen Trunkes als Kündigung seitens des Dienstherrn. Setzt der Geselle sich aber freiwillig abseits seiner zechenden rußigen Kollegen und nicht mit an den gemeinsamen Tisch, indem er für sich und sein eigen Geld trinkt, so wird er als der kündigende Teil angesehen und verlässt zu Neujahr seinen Dienst.“

 

Kein schlechter Brauch, klar und übersichtlich, ohne Arbeitsgericht und 5 Seiten Nebenbestimmungen

 

Zitiert habe ich das nach: Ulrich Graf von Oeynhausen: Glashütten in Mecklenburg. S. 273.

 

 

Oynhausen war der erste, der vor 100 Jahren viel für die Erforschung des Mecklenburger Waldglases gemacht hatte und ihm folgte dann um 1970 Ralf Wendt, ohne dessen Arbeit heute wohl kaum noch Wissen über Waldglas existieren würde und der auch dafür gesorgt hat, das heute noch reales Waldglas vorhanden ist. Vor allem auch aus Apotheken hat er sehr viel Waldglas geborgen. Gerade daran bin ich vor kurzem in einem Gespräch mit einer ehemaligen Mitschülerin erinnert worden, die jetzt die Apotheke in Perleberg leitet und die sich noch sehr genau daran erinnern konnte, was Mitte der 70-ger Jahre beim Umbau der Apotheke an altem Glas alles weg geflogen ist.

 

Was ist Waldglas und woher kommt der Name??

Mecklenburger Glas wurde wegen des eisenhaltigen Sandes (Quarzsand) beim Schmelzen zunächst blau (bei ca. 800- 900 Grad) und dann bei über 1000 Grad grün und wurde so " Waldglas", wegen der grünen Farbe.

 

Das passiert bei Eisen(II)oxid FeO= grün. Bei Eisen(III)oxid Fe2O3 wird das Glas braun.

 

Nur bei ganz reinem Quarzsand erhält man weißes Glas. In der Regel ist weißes Glas aber entfärbt, z.B. mit Salpeter oder Braunstein (Manganoxid)

Andere Farben entstehen durch den Zusatz von:

  • Chrom grün
  • Gold rot
  • Cobalt blau
  • Uran gelb
  • Selen orange
  • Mangan Schwarz

  

Zur anderen Erklärung des Begriffes Waldglas:

Für die Glasherstellung wurde viel Holz benötigt. Auch deshalb wurden die Glashütten direkt in den Wald hinein gebaut. Es waren dann also Waldglashütten.

Die Gründe, warum Glas in Mecklenburg produziert wurde, waren das Zusammentreffen von:

  • dem Vorhandensein von Quarzsand,
  • der Möglichkeit der Pottaschegewinnung als Zuschlagsstoff,
  • dem reichlichen Vorhandensein von Holz als Energie und
  • das Vorhandensein von Wasser.

      Die Pottasche wurde als Zuschlagstoff zum Quarzsand benötigt als sogenanntes Flussmittel, um die Schmelztemperatur des Quarzsandes von ca. 1800 auf ca. 1200 Grad zu senken. Die Pottasche wurde aus Holzasche gewonnen, wobei durch Auslaugen der ausglühenden Holzasche nur eine ganz geringe Menge des ursprünglichen Volumens (etwa ein Tausendstel) gewonnen werden konnte. Die meiste Energie, die bei der Waldglasherstellung erforderlich war (80 bis 85 %), ging auf die Pottaschenherstellung zurück. In vielen Hütten waren auch Aschesammler angestellt, die in den Haushalten der Umgebung Asche einsammelten.

 

Je nach Art und Zustand waren ein bis drei Festmeter Holz notwendig, um 1 kg Glas zu erzeugen: davon brauchte man 3 - 5% für das Heizen des Ofens und den Rest für die Pottaschegewinnung.

 

Die wichtigsten Rohstoffe bei der Herstellung von Glas ist Sand. Glas besteht (zumindest in Mecklenburg) zu rund 70% aus Sand. Sein Vorkommen und das Vorhandensein eines Brennstoffes (Jahrhunderte lang war das Holz) für die Öfen der Glashütte bildeten lange Zeit die wichtigsten Kriterien für die Auswahl eines Hüttenstandortes. Die anderen Rohstoffe wie z.B. Pottasche oder Soda (ca. 15%) oder Kalk als Stabilisator (ca. 15%) wurden in geringeren Mengen benötigt und konnten daher leichter von weiter her beschafft werden.

 

Historische Belege der Gemengeherstellung von Waldglas sind nicht so viel bekannt. Wir haben hier mal zwei gegenübergestellt.

 

Cathleen Vahl hat eine Analyse der Hütte in Zülow bei Schwerin vorgelegt und gegenübergestellt haben wir Gernheim in der Nähe von Porta Westfalica.

 

Auffällig: In Mecklenburg wird viel mehr Sand verwendet.

 

Darauf hat schon Johann Kunkel in seinem grundlegenden Buch über die Glasherstellung (Ars Vitaria experimentalis oder die vollkommenen Glaskunst- 1679) aufmerksam gemacht...

 

Es hat mit der Asche zu tun:

Kunckel, Glasmacherkunst S. 38: „ In Hollstein und Mecklenburg wird fast nichts als Asche und gar wenig Sand zum Glas gebraucht. ...Die nun die Asche von den Salzsiedern, als aus Lüneburg und dergleichen Arten haben können, die thun wohl wann sie solche gebrauchen, denn sie ist sehr von Salz und kann mehr Sand als alle anderen Aschen vertragen.“

 

Eine andere Erklärung dazu liefert Krünitz’s „Oeconomische Encyklopädie“ von 1780 (S. 558f.) :

„Die Asche von Eichen-, Buchen- und anderen harten Holzarten verträgt den meisten Sand; die von Tannen und anderem weichem Holze verträgt zwar viel weniger Sand, das Glas aber wird nicht so stark grün und dunkel, als die Asche von hartem Holze gibt….Obgleich aus der Asche des harten Holzes nur ein unansehnliches dunkelgrünes Glas entsteht, so verbrauchen die Glashütten doch am liebsten solche Asche, insbesondere von Buchenholze, weil sie mehr Sand dazu mischen, mithin Asche und Holz ersparen können.“

  

Interessant daran: Nicht chemische Zusammensetzung und chemische Vorgänge werden beschrieben, sondern Erfahrungswissen wird vermittelt. Das ist in den Glasmacherdynastien immer weitergetragen worden, das war ihr Kapital.

 

Wann und wie kamen Glashütten nach Mecklenburg?

Ulrich Graf von Oeynhausen, Mecklenburg- Schwerinischer Kammerherr (1842- 1909) hat im Band 70 der Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde im Jahr 1905 zu Glashütten im Mecklenburg geschrieben. Darin verweist er auf erste urkundliche Erwähnungen von Ortsbezeichnungen im Zusammenhang mit Glas (speziell im Zusammenhang mit dem Doberaner Kloster 1268 und der Erwähnung des Ortes Glashagen 1273. Er schlussfolgert daraus auf das Vorhandensein von „Glasfabriken“ – man achte auf die Formulierung- auch durch den Bedarf der Klöster. Ähnliche Erwähnungen findet er auch für Rostock und Wismar im 13. und 14. Jahrhundert. (vgl. Oynhausen S. 267 f.).

 

Hinweise für andere Regionen in Mecklenburg gibt es aus dieser Zeit und für die folgenden Jahrhunderte nicht.

 

Oeynhausen nennt dafür als Ursachen (S. 269):

„ Zeiten und Verhältnisse der Entwicklung einer Industrie – man achte wieder auf die Formulierung- auf dem flachen Lande, deren Betrieb ein ungestörter sein muss, da er viel Kapital erfordert, waren wenig günstig.

 

Die Eichen- und Buchenwälder konnten der Mast wegen nicht entbehrt werden, im übrigen gibt es nicht viel Holtz, denn das Land ist damals noch mit Ortschaften dicht besetzt, deren Insassen schonungslos mit den vorhandenen Holzbeständen umgehen, und durch die Gepflogenheit, das abgeholzte Areal als Weideland auszunutzen, wird der Nachwuchs niedergehalten, teilweise völlig vernichtet.“

 

Das erscheint uns zunächst etwas abwegig, kennen wir doch alle Mecklenburg als sehr dünn besiedelten Landstrich. Das betrifft aber erst die Zeit nach dem 30- jährigen Krieg. Vorher war die Besiedlung nicht so dünn.

 

Einen Aspekt berücksichtigt Oeynhausen meiner Ansicht bei seinen Betrachtungen aber zu wenig und das ist die Frage des Absatzes. Neben dem Klerus war es vor allem das aufstrebende Städtebürgertum, waren es die Kaufleute, die Glasbedarf hatte und diesen auch bezahlen konnte. Das erklärt auch, warum z.B. in Hessen und Nordwestdeutschland Glashütten schon früher erblühten, denn dort waren städtische Regionen konzentrierter. Mecklenburg wurde erst dann als Standort interessant, als die Rohstoffbasis in anderen Regionen schrumpfte und es wurde interessant als Produktionsstandort auch für die Hansestädte Hamburg und Lübeck, als Exportland für Glasgebrauchswaren.

 

Nach Oeynhausen bricht die Blütezeit für die „Glasindustrie“ in Mecklenburg im 17. Jahrhundert an.

Er schreibt dazu (S. 269 ): „Sie scheint vom Westen her ins Land gekommen zu sein. Dort, im benachbarten Lauenburg zu Hollenbeck, Stintenburg und Schönwalde finden sich vereinzelte Spuren eines Glashüttenbetriebes im 16. Jahrhundert. Vielleicht datiert die Glashütte zu Granzin bei Boizenburg, welche im Jahrbuch 41, S. 173 erwähnt wird, auch schon aus dieser Zeit, da ihre spätere Existenz nicht nachweisbar ist.“

 

Oeynhausen setzt die Blütezeit mehr in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts und begründet es (S. 269):

„Dann mehren sich in den dem dreißigjährigen Kriege vorausgehenden Jahren die Glashütten im Lande; während des Krieges fristet natürlich auch dieses Gewerbe ein kümmerliches Dasein. Aber nach seiner Beendigung werden die Glashütten wieder zahlreicher und schießen schließlich um Ende des 17. und bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts wie Pilze aus der Erde.“

 

Interessant: Bei fast allen Autoren außerhalb von Mecklenburg finden wir nur spärliche oder keine Verweise auf Mecklenburger Waldglas.

 

Z.B. bei C. J. Stahl die Formulierung (S. 17): „Erst im 15. Jahrhundert vermögen wir wieder eine rege Entwicklung der deutschen Glasindustrie festzustellen und damit zugleich auch die Tatsache, dass sie sich so ziemlich über ganz Deutschland verbreitet hat, wenigstens über die Gegenden, in denen sich reichlich Nährboden befand, also richtiges Brennmaterial und geeigneter Sand. Dem gemäß finden sich die Glashütten bis hinein ins 19. Jahrhundert nur in waldreichen Gegenden: Spessart, Schwarzwald, Thüringen, Schlesien, ...“

 

Das können wir, glaube ich, nicht so stehen lassen.

 

Es ist der Verdienst von Ralf Wendt, der mit seinen Untersuchungen in den siebziger Jahren letzen Jahrhunderts, deutlich gemacht hat, dass Mecklenburg im 17. und 18. Jahrhundert ein bedeutender Standort zur Glasherstellung war. So schreibt er in seiner Veröffentlichung „Glashütten in Mecklenburg. Darstellung eines Gewerbezweiges“. 1977 auf S. 9:

„1615 erfolgte die erste und eindeutige Erwähnung einer mecklenburgischen Glashütte für das Gut Bantin in der Nähe zur Grenze nach Schleswig- Holstein. Glashüttenbesitzer war Daniel Gundlach. In der Folgezeit legen die Gundlachs eine Reihe weiterer Glashütten an, so in Bentin um 1620 und gemeinsam mit Jobst Gundlach 1622 eine in Gammelin, wo trotz der schweren Kriegsjahre noch 1641 die Glashütte existiert und erneut Buchenholz für den Hüttenbetrieb angekauft wird. 1633 legt Hüttenmeister Kunckel eine Glashütte in Kummin an; 1642 kommt es in Drönnewitz zur Anlage einer Glashütte durch die Hüttenmeister Kauffeld und Seitz und 1641 durch Andreas Hoff in Söllnitz. 1642 legen die Hüttenmeister Wenzel und Seitz eine Hütte in Boddin an und 1645 Valentin Wenzel eine in Dümmer.“

 

Hier werden schon 9 Hütten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erwähnt und Reinhard Dudlitz recherchiert allein für den jetzigen Landkreis Parchim im 17. wie auch im 18 Jahrhundert jeweils 19 Hütten.

 

In der schon genannten Schrift von Wendt erwähnt er auch den ersten nachweislichen Hüttenvertag in Mecklenburg, nämlich die Kritzower Hütte von 1615. Kritzow kann man demnach auch durchaus als eine Wiege des Waldglases in Mecklenburg bezeichnen. Und die Hütten in Kritzow haben im 17. Jh. dann wohl über 50 Jahre produziert.

 

Folgerichtig kommt Dr. Johannes Gothe (ein Geologe, der sich mit den Kritzower Hütten beschäftigte) in der Schrift: Zur Mecklenburgischen Glaserzeugung- Die Hütten Kritzow und Müsselmow im 17. und 18. Jahrhundert. In : Mecklenburger Jahrbücher 1996, S. 213 ff . zu der Schlussfolgerung:

„Seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelte sich Mecklenburg zunächst zögernd und nach 1700 rasch zu einem Zentrum deutscher Glasproduktion“.

 

Das ist eine ganz wichtige Erkenntnis, die leider durch den Niedergang der handwerklichen Glasherstellung im Übergang zur Industrieproduktion in Vergessenheit geraten ist!!!!

 

Um den ersten Glashüttencontract in Kritzow, der eigentlich nur ein Vertrag über Holzkauf war, rankeln sich auch solche Geschichten:

 

Die Erste:

Oeynhausen schreibt:

„Zu den ersten sicheren Nachrichten über die profane (...gemeint ist wohl die einfache....) Glaserzeugung in Mecklenburg gehören die Kritzower Verträge vom 7. Januar und 11. Februar 1615 Dietrich von Bülow versprach dem Glasmeister Frantz Kunckel neben dem Verkauf von Holz aus seinen Gutsländereien auch die Anfuhr des für die Errichtung einer Glashütte erforderlichen Baumaterials. Der Meister sollte später sogar über die Hütte frei verfügen dürfen, ein großzügiges und keinesfalls übliches Angebot. Für Kunckel trat jedoch der Hüttenmeister Elias Wentzel aus Lüneburg an. Beide entstammten bekannten Glasmachersippen.“

 

Dieses Datum (7. Januar) taucht dann auch bei Wendt und Gothe auf.

 

Wir haben im Landeshauptarchiv recherchiert und uns die Unterlagen zum Vertrag angesehen. Dort steht im Vertrag 9. Januar 1615

 

Es ist schon lustig, wie sich solche Fehler dann manchmal durchziehen.

 

Eine zweite Geschichte um die Kritzower Hütten, die beim Lesen aufgefallen ist, nachdem uns Dr. Reimo Stutz, dankenswerterweise die Verträge übersetzt hat. Ich zitiere:

 

„Da es sich begab, dass er aufs letzte Jahr sein Glas sämtlich nicht zu Geld machen konnte, soll er noch ein halbes oder ganzes Jahr in der Hütte seinen Freisitz haben.“

 

Das würde dann ja heißen, dass Kunkel schon vorher auf der Hütte war. Der Contract wäre dann der erste nachweisliche Vertrag, aber nicht der Beginn der Glasherstellung in Kritzow. Das würde dann wiederum auch erklären, warum es in dem Kontrakt „nur“ um den Holzkauf ging.

 

Noch einmal zurück zum Beginn der Glasherstellung in Mecklenburg

 

So wie Wendt und Gothe verweisen auch Herbert Moths und Reinhard Braasch in ihrer Veröffentlichung: Die Waldglasfunde vom Hüttenplatz Müsselmow- oder Glasarbeiten der Meisterklasse aus Mecklenburg. In: Mitteilungen der NGM, 3. Jhg., Heft 1 vom 1. Juni 2003 darauf und schreiben:

 

„Die Blütezeit der mecklenburgischen Waldglasherstellung beginnt erst nach dem 30- jährigen Krieg (1618- 1648).“

 

Ich kann das nur noch einmal unterstreichen, weil:

Es gab keinen Markt, aber auch keine Produzenten. Was es gab war unberührte Natur und viel Holz.

  

Was heute auch kaum noch bekannt ist: Gerade unsere Region hatte im 30- jährigen Krieg mit die höchsten Bevölkerungsverluste.

 

Unterlegen möchte ich das mit einem anderen Beispiel:

Im 6. Jahrgang der Mecklenburger Jahrbücher von 1841 (S. 132 ff.) hat der Archivar Groth eine Übersicht der Bevölkerung des platten Landes im 30- jährigen Krieg dargestellt.

  

Danach sah beispielsweise die Bevölkerungsstruktur in der Region Ivenack/ Wredenhagen/ Plau so aus:

 

Zeitraum

Struktur

vor 1618

nach 1649

Bauern

564

84

Kossaten

160

13

Handwerker

-

2

Sonstige

-

72

Gesamt

724

171

 

 

Die Bevölkerung war also um ca. 75% geschrumpft. Die Natur hatte das Land wieder erobert, weil es nicht bestellt werden konnte. Beste Voraussetzungen für den Betrieb von Glashütten.

 

Anmerkung:

 

Kossaten sind die mittelalterlichen Kleinbauern in mecklenburgischen Dörfern. Sie entstammen anfangs meist der slawischen Bevölkerung, später nehmen jedoch auch immer mehr deutsche Bewohner Kossatenstellen ein. Ihre Besitzverhältnisse sind recht unterschiedlich und reichen von der Bewirtschaftung einer achtel bis zu einer halben Hufe. Der Begriff leitet sich von der Bezeichnung "die im Katen saßen" her.

 

4. Waldglas: Kunst oder Handwerk oder Industrie?

Was wurde überhaupt hergestellt??

Wendt- S. 30-

Die Glasmacherei in Mecklenburg beschränkte sich auf die Erzeugung einfachen Glases, d.h. auf grünes oder dunkelbraunes bis Schwarzes Hohl- oder Bouteillenglas und auf Fensterglas. Ersteres wurde in verschiedenen Formen als Hafen, Milchsatte, Trinkglas, vorrats- und Apothekergefäß, Tintenfass u.a. hergestellt. Sogar Nachtgeschirre wurden aus Glas produziert (Goddiner Glashütte) 1736/37). Eine Spezialisierung auf ein einzelnes Glaserzeugnis war nicht üblich, weil damit eine Glashütte ökonomisch nicht gehalten werden konnte; auch der Absatz über Kaufleute machte ein breiteres Warensortiment unumgänglich.

 

Neben dem Fensterglas, das in größeren Mengen von jeder Hütte hergestellt wurde- die erste Angabe hierüber stammt von der Kritzower Glashütte 1615- wurden in größerem Umfang Trink- und Weingläser hergestellt, wozu zahlreiche Gläser anderer Art kamen.“

 

Das ist auch das, was die Ausstellung präsentiert: Einfaches Gebrauchsglas!!

 

Wendt spricht von Glasmacherei. Oeynhausen hantierte mit den Begriffen Glasfabrikation, Fabriken und Glasindustrie.

Oeynhausen umgeht aber den Begriff Glasfabrik, gebraucht andererseits aber auch Begriffe wie Glashüttenbetrieb, Hütten- oder Glasmeister. Im Zusammenhang mit anderen Professionen in größeren Hütten (siehe S. 274.- z.B. Schuster oder Schneider) benutzte er dann wieder den Begriff Handwerker. Das aber nicht um Zusammenhang mit der direkten Glasherstellung.

 

Oeynhausen unterlegt und begründet diese Wortwahl an keiner Stelle seiner Veröffentlichung.

  

Ich denke, da schießt er als Autor, der gerade die hohe Blüte der kapitalistischen Massenproduktion um die Jahrhundertwende von 19. zum 20. Jahrhundert in Deutschland erlebt, wohl etwas über das Ziel hinaus. Er setzt industrielle Massenproduktion mit handwerklicher Massenproduktion in Waldglashütten gleich und nimmt nur Massenherstellung als Kriterium für Industrie.

 

Aber in der Waldglashütte wurde z.B. nur maximal von Februar (in der Regel wohl eher von Ostern) bis zum St. Martinstag (11. November) Glas hergestellt, weil den Rest des Jahres brauchte man zum Holzeinschlag, zum Herstellen von Pottasche und zum Erneuern der Glashäfen und Glasöfen. Außerdem wurden Maschinen in dem Waldglashütten nicht verwendet: Handwerkliche Massenproduktion ist wohl der richtige Begriff für die Glashütten in Mecklenburg.

 

C. J. Stahl (S. 17), den wir eingangs schon zitiert hatten, fasste das folgendermaßen zusammen: „...da stand im Mittelalter in teilweise kaum zugänglichen Wäldern neben den qualmenden Kohlemeilern die Glashütte.

 

Es ist also eigentlich unrichtig, wenn man von der frühen Glasbereitung als Industrie sprach: Die richtige Bezeichnung träfe vielmehr das Wort „Glasmacherei“, und bis hinein in unsere Neuzeit, waren es sogenannte Glasmacher, die eine Glashütte betrieben.“

 

Oeynhausen beschreibt dafür aber auch ein sehr anschauliches Beispiel der handwerklichen Massenproduktion: S. 284:

 

„Als Jakob Kaspar Müller ums Jahr 1717 Glashütten in der Lewitz, Gammelin, Herren- Steinfeld hat, muss er in die herzogliche Hofaphotheke (zu den Zwecken der Alchemie) wöchentlich 350 Retorten und 5 Ballons liefern, wenn aber in 14 Tagen 70 Ballons verlangt werden, so brauchen nur 200 große Retorten geliefert zu werden.

 

Bekannt ist dazu aus der Literatur auch, dass ein guter Glasbläser durchaus in der Lage war, bis zu 300 Behälter am Tag herzustellen.“

 

Dieser Ballon wiegt ca. 4kg, ist ca. 65 cm hoch und hat einen Durchmesser von ca. 45 cm. Der Inhalt beträgt ca. 50 Liter.

 

Der Ballon hat einen oberen Abriss, keine erkennbaren Nähte, wurde also frei, ohne irgendeine Form geblasen. Sie können sich also vorstellen wie groß der Glasposten war, der zum Ausblasen mit der Glasmacherpfeife aufgenommen wurde und was an Kraft und Luft notwendig war, um diesen Ballon aufzublasen.

 

Handwerkliche Massenproduktion war also auch eine ziemliche Schinderei.

 

Vielleicht an dieser Stelle auch noch mal eine Anmerkung zum Fensterglas:

Waldglas aus Mecklenburg wird oft als „profanes“ also einfaches schlechtes oder schlichtes Glas bezeichnet. Sie haben in der Ausstellung gesehen, dass das auch so ist, vor allem, wenn man es mit Kristall und anderem Kunstglas vergleicht.

 

Als ich Kind war, also zu Zeiten der industriellen Massenproduktion, galt Fensterglas vor allem als profanes Glas.

Zu Waldglaszeiten war Fensterglas nichts Profanes, sondern etwas sehr Wertvolles:

Warum:

  1. Eine Glasgemengemischung herstellen, die möglichst hell bzw. lichtdurchlässig ist. Zu Zeiten als noch nicht entfärbt wurde, war das nicht einfach.
  2. Die Herstellung von Fensterscheiben im technologischen Ablauf war viel aufwendiger war, als z.B. die Herstellung eines Bindeglases, das in einem Arbeitsgang hergestellt wurde.
  3. Mondglasscheiben, Butzenscheiben, viereckige Butzenscheiben (Ochsenauge) oder viereckige Scheiben ohne diese Verdickung durch den Abbruch in der Mitte, das waren gängige Fensterglasformen.
  4. Wenn man mal die viereckige Scheibe nimmt, ist das wohl am einfachsten zu erläutern: Glaszylinder aufblasen, vorn abschneiden, hinten abschneiden, längs aufschneiden, glätten, noch mal erwärmen, damit die Ränder geglättet werden: 6 Arbeitsgänge waren notwendig – für ein einfaches Trinkglasglas nur einen Arbeitsgang.

  

Warum in diesem Abschnitt, diese Aufzählungen??

Sie machen deutlich, dass Waldglasherstellung in Mecklenburg und auch in Kritzow Fleißarbeit, Handwerk und Massenherstellung war: Schlichtes Gebrauchglas, was sich gut verkaufen ließ.

 

Das wird wohl auch ein wichtiger Grund gewesen sein, weshalb das Mecklenburger Glas in Vergessenheit geraten ist. Wer interessiert sich für altes, profanes, hässliches Glas? Im Vergleich zu geschliffenem und verziertem Glas, wie es z.B. die preußischen oder sächsischen Monarchien herstellen ließen, kaum jemand.

 

Es gibt aber auch Hinweise auf Anfänge solcher Kunstglasherstellung in Kritzow.

 

Dieses Bild kennen wohl alle und ich möchte ihren Blick auf das Trinkglas lenken. Das ist schon wertvolles, verziertes Tafelglas. Dieses Achtkantglas ist auch in Kritzow produziert worden. Moths und Braasch hatten dazu in ihrer Schrift auf Fundstücke in Müsselmow verwiesen und gleiche Fundstücke haben wir auf dem Hüttenstandort IV in Kritzow gefunden. Sie können sie im Museum in Langen Brütz sehen. Insofern wäre es schon interessant, diesen Hüttenstandort systematisch archäologisch aufzuarbeiten, u.a. um auch die ganze Produktionspalette darstellen zu können, die wahrscheinlich mehr war als nur profanes Gebrauchsglas.

  

Und dieses Glas war durchaus nicht nur ein Statussymbol in gehobenen Schichten. Gefunden habe ich aber auch eine ähnliche Darstellung aus einer Bauernschänke. Standesunterschiede stellen sich hier auch über das Trinkgefäss dar.

 

Vieleicht noch ein paar Geschichten um das Glassiegeln

Es gibt Waldglasflaschen, die nennt man „Betrüger“. Betrüger deshalb, weil so tief eingestochen ist, dass an Stelle von z.B. einem Liter nur 0,7 Liter hineingehen. Eine dunkelgrüne Flasche mit rotem Wein gefüllt: Da fällt das auf den ersten Blick kaum auf.

 

Ein Schreiben der „Königlich. GroßBritannischen zur Churfürstl. Braunschw. Lüneb. Regierung“ vom 3. Februar 1718 reagiert darauf:

„Es ist vielfältig geklaget worden, und giebet auch die Erfahrung, dass nicht allein die von denen Korbmachern mit Geflecht beflochtene Bourgogne- und Champagne Wein Bouteillen, über alle Maße klein sein, sondern auch die ordinairen grünen Quartiers- Bouteillen, worin Pontac, Eremitage und vergleichen Weine verkauffet werden, so klein und an denen Boden so weit eingebogen, dass sie oftmals mehr nicht als ¼ vom Quartier, ob sie gleich für ein volles Quartier verkauft werden, im Gehalt seyn.“

 

Das führt u.a. zur Festlegung, dass „…grüne Quartiers-Bouteillen …ein vollkommenes Quartier …halten…, neben dem aber mit dem Zeichen eine Pferdes gezeichnet werden.“

 

Das war dann also ein Grund zum Siegeln von Flaschen, das für Mecklenburg-Strelitz zum Zwecke der Maßhaltigkeit ab 1767 archivalisch belegbar. Die Verordnung betraf Potts- und Kannsbouteillen von 0,9057 bzw. 1,85 Liter. Geregelt wurde das in einem Dekret des Herzogs Adolf Friedrich vom 11. März 1767.

 

Gesiegelt wurde aber schon viel früher z.B. als besitzanzeigendes Siegel, Herstellermarke, Siegel der Hüttenbesitzer oder der Glasmeister, Siegel der Auftraggeber (z.B. „königliche Monogramme“) oder von Handelsherren (Auftragsmarken), Siegel der Grund- oder der Landesherren und so gesehen war das staatlich verordnete Siegeln gegen einen möglichen Betrug die Renaissance des Siegelns.

 

Erste Belege für das Siegeln von Glasbehältern gab es1604 in Belgien und Mitte des 17. Jahrhunderts in England. Zu dieser Zeit setzte sich das Siegeln von Hohlglas auch im heutigen Schleswig-Holstein durch; Kosler nennt Schleswig- Holstein sogar eine „Hochburg europäischer Siegelpraxis“.

 

Das war dann in Mecklenburg nicht mehr der Fall. Gängig ist sogar, dass Fachleute von einem kolossalen Bruch im Siegeln in Mecklenburg sprechen. Das stimmt grundsätzlich und wohl auch deshalb, weil Massenproduktion, Billigware kein Markenkennzeichen braucht. Andererseits ist es aber auch so, dass mit der Zeit durchaus mehr Siegel in Mecklenburg aufgetaucht sind, als noch vor 20 oder 50 Jahren bekannt

war, darunter auch Probesiegel, die als sicherer Ausdruck der Verwendung am Ort gelten sollen.

 

Wir haben im Fundbereich Kritzow 8 Stempel festgestellt, also fast soviel wie Christian Humbsch vor einigen Jahren insgesamt für Mecklenburg an frühen Stempeln benannt hat. (frühe Stempel heißt vor 1750).

 

Wenn das an anderen Standorten auch so ist, könnte die Frage nach dem katastrophalen Bruch im Stempeln neu gestellt werden.

 

Wenn wir einerseits der Theorie von Wendt aber folgen (ungestempeltes Glas in Mecklenburg), bleiben die Fragen unbeantwortet, woher die Stempel kommen und ob oder wie sie verwendet wurden.

 

Da bei den Siegeln aus Kritzow auch zwei Probepetschaften sind, wird die Bewertung der Funde dann noch unsicherer.

 

Viele Siegel sind noch ungeklärt, mache, die gefunden wurden, zeigen Verbindungen zu anderen Regionen und Glasmachern. Thesen zur Verwendung von Altglas bzw. Glasbruch werden aufgestellt oder zu Auftragsmarken (heute würde man vielleicht Subunternehmer sagen). Das ist ein Thema, das sehr spannend bleibt. Vielleicht können wir dazu ja mal Herrn Sobietzky aus Stralsund nach Langen Brütz holen (z.B. im November 2011) um ein wenig mehr Licht in die Siegel zu bringen.

 

Darstellen möchte ich Ihnen das Problem nur an einem Beispiel:

Das ELHV Siegel; auch sitzender Hund genannt -

Dazu gibt es wohl die meisten Fundstücke in Kritzow. Zunächst die Erläuterungen von Humbsch dazu:

„Dieses Exemplar bietet die seltene Ergänzungsmöglichkeit zu bisheriger Forschungsarbeit. Es ist als holsteinisches Exemplar bekannt.

 

Fundort: Auch Hütte Kritzow. Die Probemarkung gibt den verlässlichen Hinweis, dass im vorliegenden Fall eine von Holstein nach Mecklenburg auswandernde Glasmacherfamilie die Petschaft mitnahm und am neuen Hüttenort weiterhin verwendete.“

 

Diese Vermutung von Humbsch kann man gut teilen, denn wenn es eine renommierte Glasmacherfamilie war, konnte sie mit dem alten Siegel auch in die alten Absatzgebiete besser verkaufen.

 

Poser nennt dieses Siegel das „ELHV“- Siegel mit 47 mm Durchmesser und Fundorten u.a. bei den Glashütten am Bungsberg (ca. 1670- 1705) und bei Schwerin (1705- 20), aber auch in Dänemark, Belgien oder England.

 

Zu den Initialen schreibt Poser:

„Die Initialen ELHV sind bisher nicht endgültig entschlüsselt. Für die Verwendung des Siegels als Markenzeichen einer Einzelperson, etwa eines Glashändlers, sprechen die vielen Hütten- und sonstigen Standorte.

 

Sollte das Siegel einem Glasmeister nebst Vizemeister zuzuweisen sein, sind die Initialen EL für Engelhard Lippert und VH für Valentin Hoff – unter Vorbehalt- zu deuten.

 

Auf einer Glashütte bei Leezen, südlich von Segeberg werden 1674- 76 Hans, Barthold und Engel Libhart (Lippert) als Taufpaten genannt, wohl Angehörige des Hamburger Glashändlers Heinrich Liphart. Letzterer verpflichtete bereits 1650 seinen Vetter Jürgen Kunckel von der Depenauer Glashütte, eine Glashütte in Dänemark zu führen, um billiger als in Holstein, Mecklenburg und Preußen produzieren zu können. Valentin Hoff , dem Siegel nach Lipperts Kompagnon, war von 1668- 81, ab 1676 als Vizemeister auf einer Glashütte bei Segeberg tätig, danach betrieb er eine Glashütte im adligen Gut Seedorf (Gutsbesitzer war Hans von Blome) und siegelte seine Flaschen mit eigenem Meistersiegel. Im Jahr 1689 ist Hoff nach Mecklenburg verzogen......Weitere Siegelfunde, in der Sammlung ... ein Bruchstück einer Probeprägung von den Glashütten Kritzow (1692- 1707)...weisen auf Aktivitäten eines Glasmeisters oder Händlers im Mecklenburgischen hin. Auch wird das Wappen mit der mecklenburgischen Adelsfamilie von Hund in Verbindung gebracht.

 

Also auch das zeigt: Viel Spekulatives im Themenbereich Siegel

 

Die letzte Waldglasgeschichte muss sich natürlich um „WALD“ drehen:

Waldraub durch Waldglas ist die These oder die Fragestellung: Warum ging das Waldglas weg aus Mecklenburg?

 

Diese These ist immer noch umstritten, aber viele Fachleute halten sie für den wichtigsten Grund des Weggangs des Waldglases aus Mecklenburg.

 

Dazu erschlage ich sie erstmal mit Zahlen:

Für die Herstellung von 1 kg Glas wurde ca. 1 Festmeter (gutes) Holz benötigt. Ich hatte ja schon angeführt, dass im Mecklenburg vor allem Buche und Eiche verwendet wurde.

 

Für die, die nicht so bewandert sind: 1 Festmeter (ohne Hohlräume) entspricht etwa 1,4 Raummeter

 

Gelesen habe ich mal, dass der Holzbedarf einer einzigen Glashütte zur Herstellung von Pottasche und zum Heizen der Glasöfen jährlich 2.000 bis 3.000 Festmeter Holz betrug.

 

Auf einem Hektar (100 x 100m) wachsen jährlich ca. 4 Festmeter Holz nach. In einem 30 Jahre altem Wald komme ich auf einem Hektar dann auf 120 Festmeter.

 

2500 Festmeter als Mittelwert für den Bedarf geteilt durch 120: Für eine Glashütte wurde somit jährlich der Holzvorrat von etwa 20 ha Wald benötigt.

 

20 Hektar, das sind ca. 60 Fußballfelder!!!! In 10 Jahren sind das 600 Fußballfelder.

 

Da kann man in dieser Zeit durchaus von einem Raubbau am Wald sprechen.

 

Ich habe mal für die Ortskundigen die Formulierungen aus den ersten Kritzower Vertrag genommen und das auf Karten übertragen. Dann sieht man den Bedarf bildlich.

 

Anhand der Karte kann man ersehen, welche grosse Fläche gekauft wurde.

Müselmower Weg bis an die Scheide.

Von der Scheide und Müselmower Weg bis an den Richenberger Moor als die Scheide bis außen; ausgenommen Scheidebäume und Sträucher- Warum??

 

Grenzmarkierungen und nachwachsende Bäume, wenn man Sträucher auch als kleine Bäume interpretiert.

 

Ich denke, hier wird ziemlich anschaulich, welch Holzbedarf bestand, der letztlich aber auch Ackerfläche schuf.

 

Zwischenbemerkung: Auch deshalb haben wir heute im Mecklenburg nur noch ca,.15% Laubwald, wo es mal 45% waren.

 

Ich glaube , jetzt sollte auch langsam Schluss sein:

Einige Episoden und Ausschnitte aus der Glasgeschichte allgemein und der Glasgeschichte von Mecklenburg zwischen Natur und Industrialisierung.

 

Wenn es sie angeregt hat, schauen sie in den Katalog oder schauen Sie auf die Homepage des Waldglasmuseums oder statten Sie dem Waldglasmuseum in Langen Brütz oder auch den Heimatmuseen in Goldberg oder Hagenow einen Besuch ab.

Und wenn dann im November schlechtes Wetter ist, kommen Sie doch einfach zu den Waldglastagen nach Langen Brütz, dort treffen sich Leute, die sehr viel von Waldglas verstehen und in diesem Jahr will ich dann zu geschundenem Glas und zum Guttrolff/ Kuttrolf referieren. Das ist dann auch eher lustig, als wissenschaftlich.

 

Schließen möchte ich mit Theodor Fontane: Sie kennen seine Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Ich weiß nicht, um welche Glashütte es ging als er an einen Freund schreibt:

„...am meisten beeindruckt hat mich auf meiner Reise der Besuch der hiesigen Glashütte. Ich hatte mir die Glasherstellung etwas anders vorgestellt. Jedenfalls habe ich die größte Hochachtung vor diesen Leuten, die einen so unentbehrlichen Stoff herstellen. Ich war immer schon der Ansicht, dass es Wichtigeres gibt als Gold. Glas zum Beispiel halte ich für nützlicher.“